Dienstag, 9. April 2013

Der Gingganz - Christian Morgenstern

Schaut mal was ich in den Tiefen meines Bücherregales gefunden habe:
 Eine schon etwas zerfledderte aber total urige Ausgabe des "Gingganz" von 1920.
Ich hab sie irgendwann in den letzten zwei Jahren auf einem Flohmarkt ergattert. Ich mag  alte Bücher die schon etwas marode aussehen total gerne und liebe es, sie in der Hand zu halten und in ihnen zu schmökern.
 "Der Gingganz" von Christian Morgenstern ist eine Gedichtsammlung. Meinen Favoriten daraus möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten -  voilà "Im Reich der Interpunktionen."
 
 
Im Reich der Interpunktionen
nicht fürder goldner Friede prunkt:

Die Semikolons werden Drohnen

genannt von Beistrich und von Punkt.


Es bildet sich zur selben Stund

ein Antisemikolonbund.


Die einzigen, die stumm entweichen

(wie immer), sind die Fragezeichen.


Die Semikolons, die sehr jammern,

umstellt man mit geschwungnen Klammern


und setzt die so gefangnen Wesen

noch obendrein in Parenthesen.


Das Minuszeichen naht, und - schwapp!

da zieht es sie vom Leben ab.


Kopfschüttelnd blicken auf die Leichen

die heimgekehrten Fragezeichen.


Doch, wehe! neuer Kampf sich schürzt:

Gedankenstrich auf Komma stürzt -


und fährt ihm schneidend durch den Hals,

bis dieser gleich - und ebenfalls


(wie jener mörderisch bezweckt)

als Strichpunkt das Gefild bedeckt!


Stumm trägt man auf den Totengarten

die Semikolons beider Arten.


Was übrig von Gedankenstrichen,

kommt schwarz und schweigsam nachgeschlichen.


Das Ausrufszeichen hält die Predigt;

das Kolon dient ihm als Adjunkt.


Dann, jeder Kommaform entledigt,

stapft heimwärts man, Strich, Punkt, Strich, Punkt.

 
 
P.S. mich würde interessieren ob ihr auch Bücher besitzt, die ihr eigentlich nur habt weil sie im Bücherregal einfach toll aussehen, wenn sie da so in Reih' und Glied dastehen. So wie es meiner Meinung nach alte Bücher tun ;)
 
 
ich bin schon auf eure Antworten gespannt..
 
lg Anna-Lena

1 Kommentar:

  1. Ich hab noch drei Kochbücher von meiner Urgroßmutter im Regal. Die sind alle so um 1890 erschienen. Kochen kann ich leider nicht daraus, denn das meiste kann ich weder lesen noch verstehe ich die Mengen- und Zutatenangaben.
    Aber im Regal machen sie sich gut! :O)

    LG Sabine

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