Freitag, 18. Januar 2013

Buchempfehlung "Microsklaven" von Douglas Coupland

Hallo liebe Leser,

heute lest ihr einen Gastbeitrag von meinem "Anhängsel" Stefan. Da wir doch recht viele Frauenromane vorgestellt haben, möchten wir euch nun ein "männertaugliches" Buch vorstellen.
Zu Stefans bevorzugten Autoren zählen Terry Pratchett, Jeff Lindsay und Douglas Coupland. Die Bücher von Terry Pratchett liest er sowohl in Deutsch, als auch in Englisch und wird uns hier bestimmt auch das eine oder andere Buch ans Herz legen in den nächste Wochen und Monaten. Hier nun aber endlich seine Buchvorstellung:


Heute geht es um das Buch Microsklaven von Douglas Coupland. Das Buch habe ich schon ewig, laut Copyright ist es eine Ausgabe von 1998. Ich schätze ich hab es schon 9-10 mal gelesen, Yvonne meinte, ich lese das einmal pro Jahr. Das wäre dann knapp 15mal. Daran sieht man schon, dass es mir recht gut gefällt. Nach dem 3ten oder 4ten mal lesen habe ich das Buch in Selbstklebefolie eingebunden. Daran sieht man das ich auch ein ziemlicher Nerd bin. ;)

Wie kam ich zu dem Buch? Der Autor Douglas Coupland ist relativ bekannt für sein Buch "Generation X". Über das Buch kam ich zu "Microsklaven", wobei ich letzteres um einiges besser finde.

Es ist ein Buch über eine Gruppe von Computernerds und deren Erlebnisse zwischen 1993 und 1995. Sie arbeiten alle für Microsoft und haben zu Beginn eigentlich kein Leben außerhalb der Arbeit.


Das Buch ist so geschrieben als wäre es das Tagebuch der Hauptperson Daniel. Er fängt mit dem Tagebuch an, weil er nachts nicht schlafen kann. Manche Tagebucheinträge sind lang und ausführlich und beschreiben einen ganzen Tagesablauf, einige sind nur kurze Gedankengänge. Daniel lebt mit fünf anderen Personen zusammen in einer WG in einem Haus auf dem Microsoft Campus. Also eine Firmenwohnung, welche auch räumlich recht nahe der Bürogebäude liegt - was natürlich den "kein Leben außerhalb der Arbeit"-Faktor noch erhöht.

Die Story selbst handelt davon, dass sich die Gruppe weiterentwickelt, sich von Microsoft löst, eine eigene Firma aufmacht und zu leben beginnt. Mehr will ich nicht verraten, ich will ja nichts verderben. Nur soviel, die Story ist überwiegend witzig. Ein, zwei Mal muss ich mir sogar ein Lachen verkneifen (was in der U-Bahn immer gut kommt...)
Ich zitiere mal einen Teil, bei welchem ich lachen musste:


"An den neun Geschwindigkeitsstufen von Ethans Küchenmixer kleben kleine 
LaserWriter-Aufkleber in 7 Punkt Franklin Gothic:
  1. Schlaf
  2. Film im Flugzeug
  3. Disneyland mit 25
  4. Guter $8,00-Film
  5. IMAX mit Dolby
  6. Essen m. D. Geffen und B. Diller
  7. Disneyland mit 10
  8. Aneurysma
  9. Spontane Selbstenzündung"
Ich kann mir gut vorstellen das man mit dem Buch überhaupt nichts anfangen kann, eine gewissen Bezug zu Computern braucht man schon. Mich spricht es an, ich hole es immer wieder aus dem Regal. Manchmal nur um eine bestimmte coole Stelle zu lesen. Deswegen: wenn man etwas Ahnung von den Computern aus der Zeit hat und/oder als Kind mit Lego gespielt hat, dann macht dieses Buch einen Heidenspaß. Es strotzt nur so von Computer- und Popkultur-Anspielungen. 

Darin liegt auch die einzige Schwäche des Buches, vermutlich kapiert man als Nicht-Angelsachse 10% der Anspielungen nicht. Es werden einfach zu viele US-Marken, Einkaufsketten und ähnliches erwähnt, mit einigen Begriffen kann man als Deutscher nichts anfangen. 

Die deutsche Übersetzung ist nicht schlecht, sorgt aber manchmal für zusätzliche Verständnisprobleme. Ein Beispiel: nicht alle wissen dass das Sega Genesis der US-Name der Videospielkonsole Sega Mega Drive ist. Die (kleinen) Probleme mit der Übersetzung kann man natürlich umgehen in dem man das englische Original liest: "Microserfs". Dazu sollte man aber ein recht gutes Englisch drauf haben. Da ich das Buch schon einige Male in deutsch gelesen habe, kam ich auch in Englisch ganz gut zurecht. Ohne das Vorwissen hätte ich mich jedoch schwer getan. Vergleichbar mit der TV-Serie "The Big Bang Theory" wo man im englischen Original auch nicht jeden Gag mitbekommt weil der Text sehr technisch/wissenschaftlich ist.

Die 15-20 Jahre die das Buch in der Vergangenheit spielt ist für die Computerbranche eine Ewigkeit - die Technik die im Buch erwähnt wird ist heute schon wieder Retro. Aber das erzeugt inzwischen ein schönes "Ach, die gute alte Zeit"-Gefühl. Z. B. wenn die Figuren im Buch im Netzwerk Doom gegeneinander spielen. Beim ersten Lesen 1998 hingegen war es ein modernes Buch, gerade weil soviel aktuelle Technik drin vorkam.


Aktuell scheint die deutsche Version out-of-print zu sein, da muss man sich auf dem Gebrauchtmarkt umsehen oder auf das englische Buch zurückgreifen. Bei der Gelegenheit habe ich noch ein paar Amazon Rezensionen gelesen, besonders die schlechten habe ich mir angeschaut. Einer bemängelt dass das Buch mit Quatsch aufgefüllt wurde z. B. 2 Seiten voll mit Nullen und Einsen. Da kann ich nur sagen: Der hat es nicht kapiert. Die 1er und 0er sind natürlich Binärcode. Was sehr gut in solch einen Roman passt, auch wenn es nur eine zufällige 1er und 0er Kombination gewesen wäre. Aber der Witz ist: wenn man den Binärcode als Ascii Zeichen interpretiert ergibt das einen sinnvollen Text. Ehrlich gesagt habe ich mir nie die Mühe gemacht das selbst umzuwandeln (hab mir aber sowas schon gedacht). Erst später habe ich die Klartext Version im Internet gefunden. Wen es interessiert, im englischen Wikipedia Artikel zum Buch wird dieses "Easteregg" erwähnt.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende, Stefan

2 Kommentare:

  1. Hallo Stefan,
    danke für die tolle Buchempfehlung. Für mich ist das nichts, aber ich werde meinen Mann mal fragen, ob er das Buch schon kennt, ansonsten wird es Ihn bestimmt interessieren.
    LG Doris

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  2. Hab das Buch hier, als Hardcover. Noch nie gelesen obwohl ich das auch schon ewig hab.
    Vielleicht denk ich jetzt mal dran.

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